openSUSE Leap 15.5 : Ausgereifte Linux-Distribution mit vielen Aktualisierungen

SUSE hat openSUSE Leap 15.5 gestartet. Die Linux-Distribution bringt etliche Aktualisierungen und verspricht noch eine Weile Support.

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Screenshot vom openSUSE Desktop auf einem Notebook

(Bild: Foto / Screenshot dmk)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Martin Gerhard Loschwitz
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openSUSE Leap 15.5 ist offiziell erschienen. SUSEs Community-Distribution hält sich damit genau an den eigenen Release-Plan und kommt ein Jahr nach der Veröffentlichung von openSUSE Leap 15.4 weitgehend runderneuert daher. Vor allem Updates einzelner Komponenten querbeet durch alle Einsatzgebiete finden sich in den Release Notes, sodass sowohl Desktop-Benutzer als auch Server-Administratoren profitieren. Dem Unterbau der Distribution spendiert SUSE ebenfalls viele Verbesserungen.

Die Basis des Systems bildet in Leap 15.5 SUSE Linux Enterprise 15 Service Pack 5 (SLE), zu dem die neue Leap-Version binärkompatibel ist. Zum Release-Zeitpunkt liegt dieser ein Kernel 5.14.21 bei, der im Wesentlichen 18 Monate alt ist. Wie üblich reichert der Hersteller den Kernel aber um etliche zurückportierte Patches aus späteren Kernel-Versionen und eigener "Magic Sauce" an. Verlässliche Aussagen darüber, ob ein bestimmtes Stück Hardware mit dem im SLE-Kern enthaltenen Treiber gut funktioniert oder nicht, lassen sich dadurch kaum sinnvoll treffen. Gerade gängige neuere Hardware sollte Leap 15.5 aber vor keine großen Probleme stellen.

Wer openSUSE Leap 15.5 auf Desktops einsetzt, freut sich über umfassend renovierte Versionen der gängigen großen Desktop-Umgebungen. Gnome 41 liegt der Distribution ebenso bei wie Xfce 4.18 und KDE Plasma 5.27, eine LTS-Version. Wer es etwas exotischer mag, bekommt Sway als Tiling Window Compositor und Drop-In-Ersatz für den Fenstermanager i3.

Endanwendersoftware, etwa aus dem Multimediabereich, zum Beispiel VLC oder Amarok, haben die Entwickler ebenso aktualisiert wie klassische Desktop-Programme, etwa Chrome, Firefox und Thunderbird. Die Büro-Suite LibreOffice präsentiert sich in der Version 7.2.5 gleichsam auf der Höhe der Zeit. Hinzu kommen Updates von nützlichen Systemwerkzeugen wie Tillix, einem Terminal-Emulator für GNOME noch auf Basis von GTK 3, der mit der ebenfalls aktualisierten Human Interface Guidelines-Richtlinie des GNOME-Projektes kompatibel ist.

Von Änderungen unter der Haube profitieren Server- sowie Desktop-Systeme gleichermaßen. Die Version 249.10 von Systemd kommt mit etlichen Fehlerkorrekturen daher, dasselbe gilt für die ebenfalls neuen Versionen von AppArmor, dem Paketverwalter Dnf sowie dem Drucksystem CUPS.

Eher an Entwickler richten sich diverse Updates bei Skript- und Programmiersprachen. Aktuelle Varianten sind jetzt Go 1.17 sowie von Python in den Versionen 3.9, 3.10, 3.11 und der Standardversion 3.6. Ebenso zum Lieferumfang gehört Perl 5.26.1 und Ruby 2.5. Auch Rust haben die Entwickler auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.

Insbesondere an die Administratoren von Servern richten sich etliche Updates rund um das Thema Container. In Form von Podman 4.4.4, CRI-O 1.22.0 sowie Containerd 1.6.19 liegen Leap 15.5 gleich drei Laufzeitumgebungen für Linux-Container in aktualisierten Versionen bei. Einmal mehr unterstreicht der Anbieter damit seine Ambitionen, Leap auch als Plattform für den Betrieb moderner Serveranwendungen zu etablieren – vor allem für jene, die kein Geld für das kommerzielle SLE auf den Tisch legen wollen.

Boden gut macht Leap 15.5 zudem in Sachen Künstlicher Intelligenz (KI): In Form von ONNX 1.6 liegt der Distribution ein umfangreiches Werkzeug bei, das die Entwickler von AI-Anwendungen in ihrer Arbeit unterstützt. In dieselbe Kerbe schlagen Grafana als Datenvisualisierer sowie Prometheus als Zeitreihendatenbank. Beide Werkzeuge leisten bei der Arbeit im KI-Umfeld wertvolle Dienste.

SUSE plante zunächst, openSUSE Leap 15.5 zur letzten Version der Distribution auf Basis der aktuellen technischen Grundlage zu machen. Das Unternehmen entwickelt bereits seit einiger Zeit am internen Projekt ALP, das absehbar die neue Grundlage für SLE werden dürfte. Dass man die alte technische Basis aus Leap weiterpflegt, hat SUSE bereits ausgeschlossen. Einen Tag vor der Veröffentlichung von openSUSE Leap 15.5 kam jedoch die Ankündigung, nach der sich SUSE der Entwicklung einer weiteren Fassung mit der Versionsnummer 15.6 mit der bisherigen technischen Basis widmet.

Unmittelbarer Handlungsbedarf besteht für Leap-Nutzer daher noch nicht. SUSE hat nämlich auch angekündigt, openSUSE Leap 15.5 noch eine Weile zusammen mit SLE mit Sicherheitsupdates zu versorgen. Diese Möglichkeit war seinerzeit ja ohnehin eine der Hauptmotivationen des Anbieters, Leap auf das technische Fundament von SLE zu stellen. Langfristig werden Leap-Fans aller Voraussicht nach aber vor die Wahl gestellt sein, auf das weitgehend Container-basierte ALP (oder ein Leap auf dessen Basis) umzustellen oder sich eine andere Distribution zu suchen. Bis Ende 2025 haben sie jedoch nach den jetzigen Plänen noch Zeit.

openSUSE Leap 15.5 steht als Installationsabbild auf der openSUSE-Webseite zum Download bereit. Wer bereits ein System mit Leap 15.4 betreibt, aktualisiert dieses direkt über die Update-Funktionen der Distribution.

Aktuelle Linux/Unix-Versionen

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(dmk)