Linux-Distribution Linux Mint bietet jetzt eigenes Chromium-Paket an

Die Linux Mint-Macher paketieren den Browser Chromium ab sofort selbst. Dies wurde notwendig, weil der Ubuntu-Unterbau nur noch ein Snap-Paket anbietet.

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(Bild: Screenshot)

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Von
  • Tim Schürmann

Canonical setzt in Ubuntu vermehrt auf sein hauseigenes Snap-Format. Auf diesem Weg möchte das Unternehmen vor allem Software anbieten, die häufige und schnelle Updates erfordert. Dazu gehört insbesondere auch der freie Browser Chromium, der mittlerweile ausschließlich als Snap-Paket vorliegt. Die Linux-Mint-Macher lehnen allerdings Snap und den zugehörigen von Canonical kontrollierten Snap-Store ab. In Linux Mint 20 haben sie deshalb das komplette Snap-System standardmäßig deaktiviert. Wer das Paketformat nutzen möchte, muss die entsprechenden Tools manuell nachinstallieren.

Um ihren Anwendern weiterhin Chromium anbieten zu können, erstellt und pflegt das Linux-Mint-Team jetzt ein eigenes Chromium-Paket, das in den hauseigenen Repositories bereitsteht. Verfügbar ist das Paket "chromium" nicht nur unter Linux Mint, sondern auch in der auf Debian GNU/Linux 10 basierenden Linux Mint Debian Edition (LMDE). Zwar bietet Debian 10 in seinen Repositories ein eigenes Chromium-Paket an. Da die darin enthaltene Browser-Version der aktuellen Entwicklung jedoch leicht hinterherhinkt, hat das Linux-Mint-Team beschlossen, das eigene Paket auch in der LMDE anzubieten.

Für die Erstellung des Chromium-Pakets hat das Linux-Mint-Team einen eigenen Build-Server aufgesetzt. In ihm übersetzt ein Ryzen 9 3900-Prozessor mit 128 GByte Hauptspeicher automatisch den jeweils aktuellen Chromium-Quellcode in unter einer Stunde in ein passendes Paket. Ohne diesen potenten Helfer könnte das Kompilieren bis zu sechs Stunden in Anspruch nehmen, wie die Linux-Mint-Entwickler in einem Blogeintrag erklären.

Die Browserfassung des Mint-Teams ist derzeit auf dem Stand von Anfang Oktober.

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Der Blogeintrag des Mint-Teams umfasst neben der Ankündigung zu Chromium auch Einblicke in die Arbeit an weiteren Neuerungen. Unter anderem haben die Entwickler mit "Hypnotix" einen Client zur Wiedergabe von Internetfernsehen (IPTV) geschaffen. Linux-Mint-Anwender können die Alpha-Version des Clients via bereitgestelltem Paket installieren. Hypnotix zapft derzeit den Dienst FreeIPTV an, der wiederum verschiedene TV-Kanäle als Stream anbietet. Ob Hypnotix in kommenden Linux-Mint-Versionen enthalten sein wird, steht allerdings noch nicht endgültig fest.

Im Hinblick auf die kommende Version Linux-Distribution kündigen die Entwickler an, dass Anwender künftig Dateien über das Kontextmenü zu den Favoriten hinzufügen können. Schnellen Zugriff erlauben dann der Dateimanager im Favoriten-Abschnitt, die Datei-Öffnen-Dialoge sowie der Unterpunkt "Favoriten" in den "Datei"-Menüs. Cinnamon erhält zudem passend dazu ein neues "Favoriten"-Applet.

Apropos Cinnamon: Die Version 4.8 der Desktop-Umgebung soll die JavaScript-Engine Spidermonkey aus dem Paket „libmozjs-78-0“ verwenden. Damit kommen die Linux-Mint-Macher einem häufig geäußerten Wunsch anderer Distributoren entgegen. Durch entsprechende weitere Änderungen erhält Cinnamon 4.8 in jedem Fall aktuelle Daten aus dem Addon-Repository Spices. Darüber hinaus nimmt die Desktop-Umgebung die Vorwärtskompatibilität von dort geladenen Applets und Desklets an. Dies wiederum vereinfacht die Versionierung für ihre Entwickler.

(ovw)