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Offenes Betriebssystem Linux-Smartphones: Diese Handys sind datensichere Alternativen zu Android

Linux-Smartphone: Junge Menschen stehen in einer Reihe und schauen auf ihre Handys
Es muss nicht immer Android oder iOS sein, auch Linux-Smartphones machen Freude
© Alessandro Biascioli / Getty Images
Keine Lust mehr auf Android? Dann gibt es gute Nachrichten: Linux-Distributionen wie Ubuntu & Co. hauchen alten Smartphones neues Leben ein. Wie, erklärt der Ratgeber. 

Inhaltsverzeichnis

Wer günstig kauft, kauft zweimal, lautet eine alte Binsenweisheit. Das trifft erst recht auf Smartphones oder Computer zu, denn deren Hardware veraltet schnell und läuft dann langsam. Alten Computern verleiht ein schlankeres Betriebssystem wie eine Linux-Ubuntu zur zweiten Luft, weil die weniger Hardware-Ressourcen als beispielsweise Windows nutzt. Wäre doch schön, wenn es so etwas auch für ältere Smartphones gäbe.

Und da Smartphones eben kleine Computer sind, gibt es das auch in Form alternativer Linux-Versionen fürs Smartphone. Netter Nebeneffekt: Die Linux-Distributionen spähen keine Daten aus, wie es viele Android-Versionen diverser Hersteller tun. Allerdings gibt es für die Linux-Distributionen kaum Apps oder Spiele, weil Entwickler möglichst viele Menschen mit ihrer Software beglücken wollen und es nur wenige Menschen gibt, die Linux auf ihrem Handy nutzen. Je mehr das allerdings tun, desto lohnender kann es sein, Apps für Linux zu entwickeln.

Diese Linux-Smartphones gibt es

Bevor wir uns ansehen, welche Linux-Distributionen alten Geräten neues Leben einhauchen, schauen wir uns ausgewiesene Linux-Smartphones an. Wobei die Definition eher schwammig ist, denn Kenner wissen bereits, dass Android auch auf dem Linux-Kernel basiert und entsprechend eine Linux-Distribution ist. Allerdings programmieren viele Hersteller ihre eigenen Android-Oberflächen, die gerne die Daten ihrer Nutzer ausspähen.

Daneben befinden sich häufig viele unnötige Apps auf den Smartphones, sogenannte Bloatware. Kurios, auf dem einen Betriebssystem werden die Nutzer mit Apps zugeschüttet, die sie nicht wollen und auf dem anderen gibt es kaum welche. Wie dem auch sei, wir stellen Ihnen zunächst Smartphones vor, die von Haus aus auf Datenschnüffelei verzichten und im Anschluss erklären wir, ob und wie Sie auf Ihrem Smartphone ein alternatives Linux-Betriebssystem installieren. 

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Wenn Sie auf unnötige Software und Datenschnüffelei verzichten wollen, bietet sich dafür das Fairphone an. Inzwischen gibt es die nachhaltigen Smartphones bereits in der fünften Generation. Berühmt machte sie ihr modularer Aufbau. Sie können also ohne Probleme Akku, Kamera & Co. tauschen, ohne immer ein neues Smartphone zu kaufen, weshalb die Geräte besonders langlebig sind. Deshalb sind die Fairphones bei Verfechtern nachhaltiger Produkte auch sehr beliebt. Auf dem Fairphone läuft e/OS. Das ist ein googlefreies Betriebssystem, welches besonderen Wert auf den Datenschutz seiner Nutzer:innen legt. Schön: Sie haben trotzdem Zugriff auf den Playstore von Google und können damit zahlreiche Apps installieren. Außerdem können Sie auch Ubuntu-Touch auf dem Gerät installieren. Wie das funktioniert, lesen Sie weiter unten. 

Volla Phone X23e

Das Volla Phone X23e wird in Deutschland von Gigaset produziert. So langlebig wie ein Fairphone ist das Volla Phone X23e leider nicht, dafür macht es eine Besonderheit einzigartig: Es ist eines der wenigen Smartphones auf dem Markt, welches eine Dualboot-Funktion bietet. Das bedeutet, dass Sie neben dem vorinstallierten Volla OS auf einer externen Speicherkarte beispielsweise Ubuntu Touch installieren können und beim Starten des Smartphones dann auswählen, welches Betriebssystem Sie nutzen wollen. Volla OS ist übrigens auch googlefrei und verzichtet auf das Sammeln von Daten. Abseits davon ist das Smartphone leider nicht mehr voll auf der Höhe der Zeit. Das verbaute Display bietet nur eine Pixeldichte von 281 Pixeln pro Zoll, was im Jahr 2023 wirklich zu wenig ist. Gleiches gilt für den verbauten MediaTek-Helio-G99-Prozessor, der in der unteren Mittelklasse anzusiedeln ist. 

Pinephone 

Mit ebenfalls dürftiger Hardware ausgestattet ist das Pinephone. Dessen Bildschirm bietet gar nur eine Pixeldichte von 268 Pixel pro Zoll. Unteres Mittelmaß sind auch die anderen verbauten Komponenten. Der Hersteller selbst spricht davon, dass das Smartphone für die meisten Anwender:innen nicht für den täglichen Gebrauch geeignet sei. Das liegt übrigens weniger an der schwachen Hardware, die den meisten Nutzer:innen ausreichen dürfte, sondern an dem installierten Betriebssystem. Dabei handelt es sich um eine mobile Version von Linux Manjaro, welches sich unter Linux-Enthusiasten großer Beliebtheit erfreut. Und das ist wohl auch das einzige Kaufargument des Pinephone. 

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Anderer Hersteller, gleiches Spiel: Das Librem 5 von Hersteller Pure läuft mit Pure OS. Pure OS ist eine Linux-Distribution, die vom gleichnamigen Hersteller entwickelt wird und besonderen Wert auf den Schutz der Nutzerdaten legt. Pure geht bei seinen Produkten aber noch einen Schritt weiter. So bieten die Laptops sogenannte Killswitches für Mikrofon und Webcam. Dabei handelt sich um physische Unterbrechungen zur Kamera beziehungsweise zum Mikrofon, um ganz sicher zu sein, dass niemand mitsieht oder mithört. Solche Schalter bietet natürlich auch das Librem an der Seite des Gehäuses, was das Smartphone einzigartig macht. Allerdings ist sein Preis mit circa 500 Euro happig in Anbetracht der Tatsache, dass die Hardware im Librem 5 eher zum unteren Durchschnitte gehört. 

Linux-Smartphone: Pro1X

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Beim Pro1X haben Sie die Wahl, auf Ubuntu-Touch, Lineage oder eine Android-Distribution zu setzen. Es ist das erste Smartphone auf dem Markt, das Lineage vorinstalliert bietet. Besonders macht das Smartphone seine Tastatur, die an längst vergangene Tage von Blackberry erinnert, viele Nutzer:innen aber überzeugt. Dank USB-C-Buchse können Sie das Smartphone auch an einen USB-C-Monitor anschließen und die Linux wie an einem Standrechner genießen. Was die verbaute Hardware anbelangt, reiht sich das Pro1X allerdings auch in der unteren Mittelklasse ein. Leistungsexplosionen dürfen Sie also auch hier nicht erwarten. Allerdings gibt es kaum leistungshungrige Spiele für Linux-Smartphones, weshalb das auch nicht weiter schlimm ist. 

Linux-Distributionen fürs Smartphone

Schauen wir uns nun Linux-Distributionen für ältere Smartphones an: Die drei bekanntesten sind Ubuntu Touch, Graphene OS und Kali NetHunter. Letztere ist für Laien allerdings nicht ganz einfach zu installieren, weshalb wir sie in diesem Artikel außen vor lassen. Graphene OS funktioniert leider nur mit Pixel-Smartphones von Google und eignet sich besonders für Menschen, die Wert auf ihre Privatsphäre legen. Mit Ubuntu Touch laufen dagegen eine Vielzahl an Smartphones, unter anderem das Pixel 3a, die Fairphones 2, 3, 4 und 5 sowie einige Xiaomi- und OnePlus-Smartphones (die komplette Übersicht). Es eignet sich besonders für Menschen, die Wert auf eine einfache Installation und Komfort legen.

Ubuntu OS: Bootloader entsperren

Prüfen Sie vorher in der Übersicht, ob Sie ein Smartphone besitzen, das mit Ubuntu Touch läuft. Außerdem müssen Sie bei dem Smartphone den Bootloader entsperren. Achtung: Dabei gehen alle Daten und die Garantie verloren und nicht jedes Smartphone lässt Sie den Bootloader entsperren. Ob und wie Sie den Bootloader Ihres Smartphones entsperren können, verrät Ihnen das xdaforum in einer Übersicht. Ist Ihr Smartphone dabei, sichern Sie trotzdem alle Daten, bevor Sie loslegen. 

Um den Bootloader zu entsperren, müssen Sie zunächst die Developer-Settings anstellen sowie Android-Debugging aktivieren. Die Developer-Settings aktivieren Sie in den Smartphone-Einstellungen unter "Telefoninfo" und dann dem Reiter "Build-Nummer". Bei einigen Modellen müssen Sie noch Ihren Pin-Code eingeben, um die Änderung zu aktivieren. Android-Debugging können Sie erst danach in den Einstellungen aktivieren und das unter "System", dann "Entwickleroptionen" und dort einen Haken beim Reiter "Android-Debugging" setzen. 

Nun empfängt Ihr Smartphone Befehle von einem Computer. Das ist wichtig, denn nur so lässt sich der Bootloader entsperren. Schließen Sie Ihr Smartphone an einen Windows-Computer und öffnen Sie die Befehlszeile. Unter Windows gelingt das, wenn Sie in der Suche "cmd" eingeben und Enter drücken. Sie wollen die Befehlszeile natürlich als Administrator ausführen und erst einmal schauen, ob Ihr PC das Smartphone erkennt. 

Dafür geben Sie "adb devices" in die Befehlszeile ein, woraufhin die Konsole Ihnen Informationen zu Ihrem Smartphone ausspucken sollte. Danach versetzen Sie Ihr Smartphone in den Fastboot-Modus. Das gelingt mit dem Befehl "adb reboot bootloader". Falls Sie keinen Schlüssel zum Entsperren des Bootloaders benötigen, folgt mit dem Befehl "fastboot flashing unlock" die Entsperrung des Bootloaders. 

Funktioniert dieser nicht, probieren Sie "fastboot oem unlock". Bei einigen Smartphones müssen Sie die Entsperrung noch am Gerät selbst durch einen Tastendruck genehmigen. Nun startet das Smartphone neu und ist bereit für die Installation von Ubuntu Touch. 

Benötigt Ihr Smartphone einen Schlüssel, müssen Sie diesen vom Hersteller bekommen. Die meisten Hersteller erklären auf Ihrer Webseite, wie Sie an den Schlüssel kommen. Meist müssen Sie die Gerätedaten auslesen und beim Hersteller hochladen und bekommen anschließend den Schlüssel zugeschickt. Einzige Ausnahme von dieser Methode sind Samsung-Smartphones, weil diese keinen Fastboot besitzen. Hier benötigen Sie die Software Odin, um den Bootloader zu entsperren.  

Linux-Smartphone: Ubuntu OS installieren

Sind alle Vorkehrungen korrekt getroffen, ist die eigentliche Installation von Ubuntu Touch sehr leicht. Laden Sie dafür das entsprechende Tool von der Ubuntu-Website für Ihr Betriebssystem herunter und öffnen Sie es. Danach verbinden Sie Ihr eingeschaltetes Smartphone mit dem Computer. Auf dem Smartphone müssen Sie das Android-Debugging zulassen. Klicken Sie danach im Installationsprogramm auf "Select Device Manually" und wählen Sie Ihr Smartphone aus. Wählen Sie im nächsten Schritt Ubuntu Touch als zu installierendes Betriebssystem aus und klicken Sie auf "Install". Bei den Installationsoptionen wählen Sie die neueste und stabilste (stable) Version aus. Setzen Sie außerdem einen Haken bei "Wipe Userdata" und "Bootstrap" und klicken Sie auf Ok. 

Danach startet das Smartphone neu. Jetzt wird es etwas kniffelig: Zeigt das Installationsprogramm "Reboot to Recovery" an, schalten Sie es komplett aus und trennen es idealerweise einmal vom Kabel, damit es auch keinen Strom bekommt. Dann verbinden Sie es erneut mit dem Kabel und drücken die auf dem Installationsprogramm angezeigten Knöpfe gleichzeitig circa fünf Sekunden lang. Es kann etwas dauern, bis Ihr Smartphone in den Recovery-Modus kommt. Hier ist Geduld gefragt. Ist das Smartphone in dem Modus, klicken Sie auf "Continue". Dann beginnt die eigentliche Installation, die etwa 15 bis 20 Minuten in Anspruch nimmt. Danach startet das Smartphone noch einmal neu. Beim ersten Mal ist Geduld gefragt, denn das dauert extrem lange. 

Quellen:youtube.com/Linux Guides DE, inside-digital.de, notebookcheck.com,golem.de, chip.de

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