Nach Malware-Infektion: Katastrophenfall im Landkreis Anhalt-Bitterfeld

Schadsoftwarebefall im Netzwerk hat die Landkreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld zu großen Teilen lahmgelegt. Der Kreis reagiert und ruft den Katastrophenfall aus.

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(Bild: Titima Ongkantong/Shutterstock.com)

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Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat wegen eines schweren Befalls mit Schadsoftware im Netzwerk seiner Verwaltung den Katastrophenfall ausgerufen. "Dieser Angriff hat auf alle Bereiche des Leistungsspektrums des Landkreises unmittelbare Auswirkungen und betrifft somit auch die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, die zurzeit nicht bearbeitet werden können", teilte der Kreis am Freitagnachmittag mit. Zudem seien weitere Folgen derzeit nicht absehbar.

Der Katastrophenfall gebe dem Landrat die Möglichkeit, schneller zu entscheiden und Hilfe anzufordern, erklärte ein Sprecher. Jetzt gehe es darum, die Quelle der Infektion zu finden, sowie um Analyse und Bekämpfung des Virus. Die IT-Infrastruktur müsse wieder aufgebaut werden. Schnellstmöglich sollten die Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger wieder aufgenommen werden. Der Landkreis werde dabei von Spezialisten aus Bundes- und Landesbehörden sowie von weiteren Experten unterstützt. Unter anderem sei das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik eingebunden.

Am Montag soll es eine erste Auswertung der auch über das Wochenende gewonnenen Erkenntnisse geben. Am Dienstag hatte sich der folgenschwere Angriff auf das Netzwerk des Landkreises ereignet. Aus bislang unbekannter Quelle seien mehrere Server infiziert worden, hieß es. In der Folge sei eine noch nicht genau spezifizierte Zahl von Dateien verschlüsselt worden. Alle kritischen Systeme wurden vom Netz getrennt, um einen eventuellen Datenabfluss zu verhindern.

Der Landkreis hat den Angaben zufolge Strafanzeige gestellt und arbeitet eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen. Die Frage, ob es Lösegeldforderungen gegeben habe, ließ Landrat Uwe Schulze (CDU) laut Bericht des MDR offen. Das sei Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen, sagte er. Die Hintergründe der Tat seien bisher noch unklar.

"Die Situation ist beschissen, aber nicht hoffnungslos", sagte Schulze. Derzeit konzentriere sich der Kreis laut Schulze auf drei Schwerpunkte: Zum einen werde nach der genauen Infektionsquelle gesucht. Aktuell werde eine Microsoft-Sicherheitslücke bei den Druckern vermutet. Zweitens werde am Wiederaufbau der IT-Infrastruktur gearbeitet. Drittens sollten schnellstmöglich die Dienstleistungen für die Bürger im Kreis wieder in Betrieb gehen.

Der Katastrophenfall wurde den Angaben zufolge auch ausgerufen, weil viele finanzielle Belange von Bürgern betroffen seien. Laut Kreissprecher Uwe Pawelczyk geht es etwa um Menschen, die auf Sozialgeld warten, oder auch um Jugendhilfe.

Der letzte Katastrophenfall im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sei im Jahr 2013 wegen des Hochwassers ausgerufen worden. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld mit rund 158.000 Einwohnern befindet sich gerade in einer Übergangsphase. Der langjährige Landrat Uwe Schulze war zuletzt nicht mehr zur Wahl angetreten. Er rief am Freitag noch den Katastrophenfall aus. Sein Nachfolger Andy Grabner (CDU) übernimmt am kommenden Montag die Amtsgeschäfte. Er sei bereits in alle Maßnahmen und Entscheidungen eingebunden, hieß es.

(axk)