Zum Inhalt springen

Saalumbenennung im Auswärtigen Amt Familie Bismarck greift Annalena Baerbock an

Statt Bismarck-Zimmer heißt ein Raum im Auswärtigen Amt nun »Saal der Deutschen Einheit«. Die Familie des einstigen Reichskanzlers zeigt sich empört – und wirft der Außenministerin »mangelndes Geschichtsbewusstsein« vor.
Auswärtiges Amt in Berlin

Auswärtiges Amt in Berlin

Foto:

Janine Schmitz / photothek / IMAGO

Das Auswärtige Amt unter Außenministerin Annalena Baerbock hat das sogenannte Bismarck-Zimmer in »Saal der Deutschen Einheit« umbenannt – darüber zeigt sich nun die Familie Bismarck entsetzt. Alexander von Bismarck wirft der Ministerin in einer Pressemitteilung »mangelndes Geschichtsbewusstsein« vor. Die Familie sei »entsetzt und unsagbar traurig«.

Der neue Name trage der historischen Entwicklung des Raums Rechnung, in dem zu DDR-Zeiten das Politbüro der SED getagt habe, hatte das Auswärtige Amt mitgeteilt. Die Umbenennung »trägt der Tatsache Rechnung, dass das Auswärtige Amt seine Traditionslinie maßgeblich in der demokratischen Geschichte Deutschlands verankert sieht«, hatte die »Bild« -Zeitung aus einer Mitteilung des Auswärtigen Amts zitiert.

Erster Reichskanzler

Otto von Bismarck wurde 1871 der erste Reichskanzler des Deutschen Reiches. Im Jahr zuvor hatte er bereits das Auswärtige Amt gegründet, deswegen erinnerte auch ein Gemälde im Bismarck-Saal an ihn. Immer wieder gab es Diskussionen über die Bedeutung Bismarcks.

Ursprünglich war Bismarck ein entschiedener Gegner einer außereuropäischen Expansion gewesen. An den ökonomischen Vorteil von Kolonien glaubte er nicht, doch er beugte sich dem innenpolitischen Druck. 1884 lud Bismarck ins Reichskanzlerpalais in der Berliner Wilhelmstraße, um ein koordiniertes Vorgehen der europäischen Mächte in Afrika zu vereinbaren, die Kongo-Konferenz. Ihr Abschlussdokument vom Februar 1885 markiert den Beginn der Aufteilung Afrikas in Kolonien.

»Die moralisierende Außenministerin hat ihr Amt verfehlt«, heißt es in der Mitteilung der Familie. »Sie geht nicht nur negativ mit vielen anderen Ländern um, sondern auch in ihrem eigenen Land verdreht sie die Geschichte.« Jede Persönlichkeit der Vergangenheit müsse in der jeweiligen Situation betrachtet und bewertet werden, heißt es weiter. »Die demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätze der Gegenwart zum Maßstab zu nehmen, zeugt von mangelndem Geschichtsbewusstsein.«

Ebenso interpretiert die Familie Bismarck den allgemeinen Umgang Baerbocks mit dem Zimmer im Auswärtigen Amt: »Das Gemälde von Otto von Bismarck als Gründer des Auswärtigen Amtes und auch erster Leiter dieses Amtes im Bismarck Zimmer abzuhängen und auch das Zimmer umzubenennen, zeugt davon, dass Baerbock für Deutschland kein Geschichtsbewusstsein hat.« In diesem Jahr feiere die Familie ihr 750-jähriges Bestehen. »Leistungen des ersten deutschen Kanzlers, Otto von Bismarck, wovon heute Deutschland immer noch profitiert, werden so ignoriert.«

Eigenen Angaben zufolge zählte der Familienverband 2015 rund 340 Familienmitglieder.

ani