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Das Zuhause für Open-Source-Projekte Was ist, was macht die Linux Foundation?

Von Anna Kobylinska, Filipe Martins*

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Die Linux Foundation ist ein Technologiekonsortium, welches sich als „ein neutrales Zuhause für die gemeinsame Software-Entwicklung“ zu verstehen gibt.

Die Linux Foundation finanziert die Entwicklung und Standardisierung quelloffener Technologien und die Arbeit von Linux-Vordenkern.
Die Linux Foundation finanziert die Entwicklung und Standardisierung quelloffener Technologien und die Arbeit von Linux-Vordenkern.
(Bild: © djama - stock.adob.com)

Die Wurzeln der Linux Foundation gehen auf eine Initiative aus dem Jahre 2000 zurück, die anfangs im Rahmen der Open Source Development Labs (OSDL) aufkeimte. Ihre heutige Form als eine gemeinnützige Organisation nahm die Linux Foundation sieben Jahre später an, als die OSDL mit der Free Standards Group (FSG) fusionierte.

Die Zielsetzung

Die Linux Foundation finanziert die Entwicklung und Standardisierung quelloffener Technologien und die Arbeit von Linux-Vordenkern, darunter Forschungsaktivitäten des Linux-Vaters Linus Torvalds und des aktuellen (Juli 2020) Projektleiters Greg Kroah-Hartman.

Linus Torvalds, der Erfinder von Linux und Git, sitzt nicht in der Führungsetage der Linux Foundation, hält jedoch das Linux-Markenzeichen.
Linus Torvalds, der Erfinder von Linux und Git, sitzt nicht in der Führungsetage der Linux Foundation, hält jedoch das Linux-Markenzeichen.
(Bild: Linux Foundation)

Linus Torvalds ist im Übrigen der Inhaber des registrierten Markennamens „Linux“, der sich im Namen der Stiftung wiederfindet.

„Foundation as a Service“

Die Linux Foundation hat ein vertrauenswürdiges „Foundation-as-a-Service“-Modell entwickelt, um „Masseninnovationen durch Open Source“ durch „beispiellose Unterstützung für das Engagement und Wachstum der Gemeinde“ zu fördern. Hierzu befolgt die Linux Foundation die folgenden fünf Grundprinzipien:

  • Organisatorische Neutralität: Linux Foundation ist ein neutraler Eigentümer, bei dem Kernressourcen wie Internetdomänen, Onlinedienstkonten und Marken nicht in der Hand einer interessierten kommerziellen Einheit liegen; die Community kann vielmehr entscheiden, wie sie die Open Source-Assets nutzen möchte;
  • Klare Trennung von Finanzierung und Beteiligung: Die Teilnahme einer Organisation an einem Open-Source-Projekt der Linux Foundation ist völlig unabhängig von ihrer finanziellen Unterstützung. Während eine Organisation eine Community finanziell unterstützen kann, kann sie die technische Richtung nicht steuern, ohne wie alle anderen zur Open-Source-Codebasis beizutragen; alle Aktivitäten laufen über ein offenes Governance-Modell;
  • Open Governance: Erfolgreiche Open Collaboration-Projekte verfügen über neutrale, klar definierte Governance-Modelle, in denen die Entscheidungsbefugnis transparent an diejenigen Gemeindemitglieder übertragen wird, die die eigentliche Arbeit an dem betreffenden Projekt verrichten.
  • Klarheit des geistigen Eigentums: Die Beseitigung der Unsicherheit über die Lizenzierung des geistigen Eigentums erleichtert den Entwicklern die Zusammenarbeit und den Endbenutzern die Implementierung. Die Linux Foundation arbeitet mit den wichtigsten Stakeholdern zusammen, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für geistiges Eigentum zu verstehen und zu dokumentieren, um eine verlässliche solide Grundlage für die Zusammenarbeit zu schaffen.
  • Kommerzielles Support-Ökosystem: Entwickler und Praktiker möchten, dass die Projekte, an denen sie arbeiten, den Endbenutzern ihrer Lösungen bekannt sind; die Linux Foundation schafft hierzu die nötigen Voraussetzungen im Rahmen kontinuierlicher Marketing-Initiativen.
  • Die Finanzmittel der Linux Foundation stammen aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und aus projektbezogenem Sponsoring.

Die Vorzeigeprojekte

Unter der Schirmherrschaft der Linux Foundation entsteht aktuell eine ganze Reihe unabhängig finanzierter Softwareprojekte mit dem Ziel, Innovationen branchen- und ökosystemübergreifend voranzutreiben. Über 500 Unternehmen und mehrere Tausend Entwickler sind an diesen Entwicklungen beteiligt.

Im Rahmen der Linux Foundation wurden auch bereits mit der Rückendeckung von Marktakteuren wie Cisco, Fujitsu, Google, IBM, Intel, Microsoft und VMware Technologien wie Automotive Grade Linux und die Open Network Automation Platform (ONAP) geschaffen. Eine lebhafte Entwicklergemeinde, die sich um die Linux Foundation gebildet hat, sichert diesen Initiativen langfristige Bestandsfähigkeit.

Die Linux Foundation fungiert als ein herstellerneutrales Zuhause für viele Open Source-Projekte mit einer branchenübergreifend großen Tragweite. Das Open-Governance-Modell fördert eine breitere Akzeptanz von neuen Technologien und hat zudem eine Magnetwirkung auf die Entwicklergemeinde. Zu den erfolgreichsten Vorzeigeprojekten der Linux Foundation zählen Cloud Foundry (siehe: Definitionsartikel „Cloud Foundry“), Cloud Native Computing Foundation und Hyperledger.

Viele der bisher erfolgreichsten Initiativen der Linux Foundation gehen viele Jahre oder gar Jahrzehnte zurück.

Doch es gibt auch immer wieder erfolgreiche Moonshots, also risikoreiche Initiativen rund um aufkeimende neue Technologien mit hohem Langzeitpotenzial. So hat die Stiftung zum Beispiel auch die besonders zukunftsträchtigen Felder der KI (Künstlicher Intelligenz) und des ML (Maschinellen Lernens) mit ins Visier genommen.

Im Januar 2020 hat die Linux Foundation das quelloffene Projekt MLflow von Databricks (der Entwicklungsschmiede hinter der kommerziellen Entwicklung von Apache Spark) unter ihre Obhut genommen. IBM hat Ende Juni 2020 seine „Trusted AI“-Projekte an die Linux Foundation übertragen.

MLflow unter dem Dach der Linux Foundation

MLflow ist eine Open-Source-Plattform für maschinelles Lernen (Stichwort: MLOps), welche den gesamten Lebenszyklus von Maschine Learning abdeckt.

In den ersten Monaten seit der Gründung von MLflow konnte die Plattform jeden Monat über 2 Millionen Mal Downloads verzeichnen. Seit das MLflow-Projekt Teil der Linux Foundation geworden ist, hat die Akzeptanz dieser Plattform unter den ML-Plattformanbietern, Framework- und Tool-Entwickler wie auch unter den Nutzern noch weiter zugenommen. Das Projekt hat derzeit über 200 Mitwirkende, ein Zugeständnis an das rege Interesse an quelloffenen ML-Innovationen.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Software-Entwicklung basiert ML (Maschinelles Lernen) bisher auf einer Vielzahl von disaggregierten Werkzeugen. Beim Erstellen eines ML-Modells ziehen Datenwissenschaftler mindestens ein halbes Dutzend verschiedener Toolkits und Frameworks für umfassende Experimente in die engere Wahl. Die Fragmentierung von Werkzeugen in Verbindung mit der Notwendigkeit einer schnellen Iteration macht das Maschinelle Lernen entsprechend auch äußerst komplex.

Die Linux Foundation ist die Mutterorganisation vieler Open-Source-Projekte. Nicht alle haben etwas mit Linux zu tun.
Die Linux Foundation ist die Mutterorganisation vieler Open-Source-Projekte. Nicht alle haben etwas mit Linux zu tun.
(Bild: Linux Foundation)

Das Projekt zielt darauf ab, die Komplexität einer ML-Implementierung durch die Einführung einer Abstraktionsschicht zu reduzieren, die mit einer Vielzahl von Tools und Frameworks kommunizieren kann. Dieses Toolkit soll sowohl großen Teams, die an der Erstellung von umfassenden ML-Modellen arbeiten, als auch einzelnen Datenwissenschaftlern zugutekommen.

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MLflow ist wahlweise in einer Variante für Python- und R-Umgebungen verfügbar. Das Framework lässt sich einfach mit einem einzigen Python-Pip-Befehl unter „Linux“, „MacOS“ und „Windows“ installieren. Nach der Installation lässt sich die API in ML-Projekte integrieren, die auf gängigen Frameworks wie „Scikit-learn“, „Tensorflow“, „Caffe2“, „Pytorch“, „MXNet“, „CNTK“ und „ONNX“ aufsetzen. MLflow integriert sich in gängige CI/CD-Tools (Continuous Integration, Continuous Deployment) wie „Jenkins“ und „Gitab“ sowie mit „Delta Lake“, einer quelloffenen Software für Data Lakes zur Einbindung sehr großer Datenmengen.

MLflow ist auf Azure und AWS als eine verwaltete MLOps-Plattform verfügbar, wo sie unter anderem eine enge Integration mit „Azure“-ML-Diensten und „Amazon Sagemaker“ bietet.

Weit jenseits von Linux

Die Linux-Wurzeln der Stiftung haben sie nicht davon abgehalten, ihr Tätigkeitsfeld stets zu erweitern (siehe: das Projektverzeichnis). So hat die Linux Foundation zum Beispiel die FinOps Foundation Ende Juni 2020 unter ihre Obhut aufgenommen. Die FinOps Foundation ist eine Stiftung für kollaboratives Echtzeit-Management von Finanz-Clouds, die mit Linux direkt eigentlich nichts zu tun hat.

* Das Autorenduo Anna Kobylinska und Filipe Pereira Martins arbeitet für McKinley Denali Inc. (USA).

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