Winamp kommt zurück: Neues Interface als Patreon für Musiker

Der Medienplayer Winamp bekommt ein neues Interface und wird als Mobil-App veröffentlicht. Im neuen Bereich "Fanzone" können Künstler direkt bezahlt werden.

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Winamp erfindet sich neu: Der kultige Medienplayer bekommt ein neues Aussehen spendiert und kann künftig als eine Art Patreon für Musiker genutzt werden. "Fanzone" heißt dieser neue Bereich, in dem Künstler direkt abonniert werden können. Wie viel Nutzer zahlen und was sie dafür bekommen, legen die Künstler dabei selbst fest. Das Konzept erinnert an Crowdfunding-Plattformen wie Patreon und OnlyFans.

In der "Fanzone" können Künstler ihr Profil anlegen sowie Abo-Stufen und Preise festlegen. Die hinter Winamp stehende Llama Group selbst schreibt, so könne man beispielsweise exklusive Backstage-Einblicke bekommen. Was einzelne Künstler mit ihrer Fanzone-Plattform anfangen, ist ihnen aber selbst überlassen. 85 Prozent der festgelegten Abo-Gebühren gehen an die Musiker selbst, 15 Prozent bleiben bei Winamp. Zum Vergleich: Die Plattform OnlyFans nimmt sich 20 Prozent, Patreon je nach Stufe zwischen 5 und 12 Prozent plus Bezahlgebühren.

Eine kurze Stichprobe im neuen Web-Player von Winamp zeigt: Bislang sind vor allem Indie-Musiker auf der Plattform vertreten, die Auswahl ist noch sehr klein. Manche verlangen einen Euro pro Monat für Zugang zum Katalog, andere 5 Euro monatlich für Vorabzugang zu neuen Inhalten. Neben Musik können auch Podcasts auf der neuen WinAmp-Plattform angehört werden. Künstler können sich bereits seit Mitte März für Fanzone registrieren.

Der neue Winamp-Player ist bislang nur als Web-Version verfügbar, die auch auf mobilen Browsern funktionieren soll. Dedizierte Apps für Android und iOS sollen im dritten Quartal 2023 folgen. Derzeit kann der neue Player ausschließlich für Musik genutzt werden, die über Fanzone bereitgestellt wird. Er ist damit sehr eingeschränkt.

Zu einem späteren Zeitpunkt soll der neue WinAmp-Player auch in der Lage sein, lokal gespeicherte Musik abzuspielen und die Musikkataloge anderer Dienste zu integrieren. Die Winamp-Entwickler wollen ihren Player damit zu einem universellen Musik-Aggregator machen – so weit ist der Medienplayer aktuell aber noch nicht.

Mit seiner neuen Strategie will Winamp auf 250 Millionen Nutzer anwachsen, geht aus einer Pressemitteilung des Unternehmens hervor. Derzeit habe Winamp 83 Millionen User. Man hoffe außerdem darauf, eine Million Creatos für Fanzone gewinnen zu können. Das Unternehmen hat sich also hohe Ziele gesetzt.

Die Blütezeiten von Winamp sind längst vorbei: Das 1997 veröffentlichte Programm galt lange als Nummer 1 unter den Medienplayern, verpasste aber den Umstieg auf den Streaming-Markt. In den vergangenen Jahren gab es immerhin sporadische Updates für den Desktop-Medienplayer. Dieser Abspieler für lokale Musik kann auf der Winamp-Webseite als Alternative zum komplett überarbeiteten Browser-Auftritt weiterhin heruntergeladen werden.

Siehe auch:

  • Winamp: Download des Desktop-Players von heise.de

(dahe)